Kakaoreise nach Guatemala - Part 4

- unsere Kakaotour

Ein kleines Bergdorf mit etwa 2.000 Einwohnern, inmitten von Guatemala, ein Dorf in dem die Zeit ein Stück weit stehen geblieben scheint. Das laute Knattern von Tuk Tuks, bemalte Häuserfassaden, der Geruch von gegrilltem Fleisch der Streetfood-Stände, eingerahmt in grüne Berge und tief hängende Wolken - denn es war Regenzeit in Guatemala. Unsere erste und zugleich wohl wichtigste Station der Reise stand bevor: die EcoLodge Tuqtuquilal. Der Grund unseres Besuchs war nicht nur, unsere Partner vor Ort endlich persönlich kennenzulernen, sondern auch, um zu verstehen, wie die Familien in der Community leben. Welche Werte werden hier gelebt? Und inwiefern steht die EcoLodge im Einklang mit der Natur, der lokalen Diversität und den Menschen, die unseren Kakao mit Hingabe anbauen?

Zoom-Calls können viel, aber sie ersetzen nicht das Gefühl, selbst vor Ort zu sein. Die feuchte Erde zu riechen. Die Stimmen der Natur zu hören. Man muss die Energie selber spüren.

Kenzie begrüßte uns herzlich mit einem offenen: „Welcome to Tuqtuquilal.“ Die Amerikanerin hatte erst eine Woche zuvor die Verantwortung für die Lodge und den Kakaoexport übernommen. Ihr Ziel: das ökologische Bewusstsein stärken, die Lodge weiter aufforsten, und die indigene Community mit neuen Ideen unterstützen. Sie sprach nicht nur fließend Spanisch, sondern auch ein wenig der Maya-Sprache Q’eqchi – ein unschätzbarer Vorteil, denn in dieser abgelegenen Region leben fast ausschließlich Indigene.

Das war gar nicht so unwichtig, denn wir lebten förmlich nur unter Indigenen und besuchten auch die Bauern in den Bergen.

Wir möchten euch ein Stück vom Gesamtbild vermitteln,

denn dabei steht nicht nur der Kakaoanbau und Verarbeitung im Fokus, sondern auch wie die Menschen auf dem Grundstück leben und miteinander umgehen. It’s all energy. Die Lodge liegt abgeschieden vom Trubel des Dorfes, umgeben von Dschungel und Flussrauschen. Die Cabins bestehen aus lokalen Naturmaterialien. Ausrangierte Bierflaschen wurden zu farbenfrohen Fenstern, alte Gegenstände bekamen ein zweites Leben, Holz rahmt das Gesamtbild. Besonders in Erinnerung geblieben: die Trockentoiletten. Keine Spülung, keine Rohre – die Ausscheidungen landen in einer Grube, werden mit Heu bedeckt, und nach acht Monaten entsteht fruchtbare Muttererde. In ländlichen Teilen Guatemalas ist das keine Seltenheit – sondern gelebter Kreislauf.

Nach einem Glas frischem Kakaojuice (ein Traum!) und einem Abendessen aus frischen Früchten vom Markt – Mango & Ananas schmecken hier nach purem Himmel – machten wir uns bettfertig. Der Dschungel hatte jedoch andere Pläne. Gegen 18:15 Uhr senkt sich die Dunkelheit – und mit ihr erwacht das Leben der Nacht. Ein Konzert aus zirpenden Insekten, Vogelrufen und Rascheln. Für manche ein Kulturschock, für uns eher Naturtherapie. Nur zu viel trinken sollte man nicht – der nächtliche Toilettengang durch potenziell skorpionbesuchtes Gelände will gut überlegt sein.

Am nächsten Morgen wurden wir vom Zwitschern exotischer Vogelarten geweckt – eine schönere Art, wach zu werden, können wir uns kaum vorstellen. Wir lernten endlich ein Teil der Familien kennen; Jessica – eine indigene Maya-Frau, die weiter oben in den Bergen lebt und die Cocina (Küche) bewirtschaftet und nicht herzlicher sein könnte, begrüßte uns in Q’echi und wir hörten nur Kaffee/Kakao? heraus und nickten. Neben köstlichem Kaffee und einem leckeren Frühstück aus frischen Früchten, Tortillas, Bohnenpaste und Ei wurde uns auch frischer Kakaosaft serviert – selten hatten wir so etwas Gutes getrunken. Trotz Verständigungsbarrieren verstanden wir uns auf Anhieb gut – und bald traf auch Kenzie ein, die zwischendurch als Übersetzerin aushalf. Auch lernten wir Azú kennen, eine junge Frau, die aufgrund einer deutschen Liebesbeziehung etwas deutsch konnte. Wir mussten lachen.

Die Führung begann nur einen Katzensprung von unserer Cabin entfernt. Zakaria, ein Maya und verantwortlich für Anbau und Pflege der Pflanzen auf dem Gelände, führte uns durch die dichte Pflanzenwelt und erklärte mit leuchtenden Augen das Zusammenspiel von Bäumen, Pflanzen und Tieren. Man spürte seine Leidenschaft – und wie tief die Verbindung der Menschen zur Natur hier noch gelebt wird. Über mehrere Stunden hinweg konnten wir die einzelnen Schritte der Kakaoproduktion sehen. Ein immenser Aufwand – und doch ist Kakao für die Menschen hier viel mehr als nur ein Getränk. Es ist eine Verbindung zur Natur, zu sich selbst – und diese Haltung durchzieht jeden Arbeitsschritt. Die EcoLodge ist ein Gesamtkonzept wir verstanden Kenzie, warum sie diesen magischen Ort wählte, der bereits im Einklang der Natur stand, um diesen mit neuen Projekten, Ideen und Arbeit zu beflügeln. Angefangen bei der Verwertung der Abfälle und der DryToiletten, ging es über die Werkstatt und das Lager in den Kindergarten der Kakaoplantagen, wo junge Kakaobäume herangezogen werden. Gerade war keine Saison – aber der Gedanke, dass neue Kakaobäume hier großgezogen werden, erfüllte uns mit Vorfreude.

(Auf dem Bild: natürliche Fermentation)

Wir gingen weiter um zu sehen, wie die Kakaobohnen fermentiert, getrocknet und leicht geröstet und weiterverarbeitet werden. Vince übernahm die Kommunikation mit Kenzie, Franzi filmte und machte sich Notizen, wir wollten alles aufsaugen wie eine Schwamm - Das Video zur Tour folgt in Kürze.

Am Ende der Tour trafen wir erneut auf Jessica, diesmal, um selbst aktiv zu werden. Mit einer Handvoll fermentierter Kakaobohnen zeigte sie uns, wie Maya-Frauen seit Jahrtausenden Kakao herstellen. Auf einer Vulkansteinplatte – die traditionell von Generation zu Generation weitergegeben wird – und mit einem weiteren Stein als Presse, stellte sie mit wenigen Handgriffen, aber durchaus anstrengend eine Kakaopaste her. Ein schokoladiger Duft lag in der Luft – wir waren fasziniert. Natürlich wollten wir es selbst versuchen. Die Bewegungen noch etwas unsicher, aber motiviert, entstand schon bald unsere eigene Paste.

Mit Zakaria, Kenzie und zwei Hunden im Gepäck machten wir uns auf zur nächsten Etappe.
Nach einigen Minuten auf einem unbefestigten Schotterweg parkten wir am Straßenrand. Links und rechts: dichter Dschungel. Waren wir hier richtig? Scheinbar ja – wir gingen auf einem kleinen Pfad in die Berge, nicht breiter als unsere Füße selbst, vorbei an einer Schule; die Kinder schauten uns mit großen Augen an. Es ging zu Vicente, Zakarias Bruder und einer der Kakaobauern, die hoch oben in den Bergen leben. Er sprach Q’eqchi, eine der vielen Maya-Sprachen – Spanisch? Fehlanzeige. Englisch? Mal wieder keine Chance - Google Translator? - Kein Internet in den Bergen. Eine neue Erfahrung für uns – denn wir hatten angenommen, dass in Guatemala überall Spanisch gesprochen wird. Doch gerade in abgelegenen Regionen sprechen die Menschen oft nur ihre lokale Maya-Sprache, die sich von Region zu Region stark unterscheidet.

Nach einer kurzen Begrüßungsgrunde im Haus der Familie von Vicente, welches aus einfachen Wänden aus Holzbalken, ein einfaches Dach, keine 15 Meter lang und 5 Meter breit, ohne Tür bestand (aber dennoch alles zum Leben hatte und wunderbar gemütlich wirkte) - wiedereinmal eine Erinnerung an uns westliche Menschen, was es wirklich zum Leben braucht! – hier lebte Vicente mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, die uns mit großen Augen ansahen. Viele Besucher aus Europa verirren sich selten in diese Gegend.

Weiter gings, er führte uns auf einem kaum sichtbaren Pfad hinauf durch den Dschungel. Unterwegs zeigte er uns verschiedenste Pflanzen, erklärte ihr Zusammenspiel und wie sie sich gegenseitig beeinflussen und stärken - ein natürliches Ökosystem. Bei über 30 Grad und praller Sonne kamen wir ordentlich ins Schwitzen. Vicente vorneweg, flog förmlich über den kleinen Weg, wir hinterer; Franzi mit Höhenangst hatte an einigen Stellen ordentlich zu kämpfen, aber immer hinterher, keine Ausreden. Es ging steil bergauf, ohne erkennbare Wege, durch verschiedene Fruchtbaumarten hindurch. Zwischendrin immer wieder Kakaobäume.

Wir ahnten es schon,

wir befanden uns schon längst inmitten der Kakaoplantagen! Wie wunderbar, keine Monokultur, die Kakaobäume wachsen wild in den Bergen, umringt von der natürlichen Fauna und das schmeckt man auch! Wir waren begeistert!

Vicente pflückte eine Frucht, öffnete sie mit seiner Machete – normalerweise werden dafür Holzwerkzeuge verwendet, damit kein Metall mit dem Kakao in Berührung kommt, für uns sollte es aber schnell gehen und ließ uns probieren. Süß wie Bonbons, mit einem harten, leicht bitteren Kern – ein Geschmack, den wir so nicht kannten. Schwer vorstellbar, dass aus genau dieser Frucht später Kakao und Schokolade entsteht. Man lutscht dabei nur das Fruchtfleisch ab, den Kern (die Kakaobohne) schenkt man der Erde.

Wir wanderten weiter, den steilen Hang hinauf, und machten schließlich Rast im Schatten eines großen Baumes. Vor uns breitete sich das grüne, satt bewachsene Bergland Lanquíns aus – ein Anblick wie gemalt. Vicente erzählte uns von seinem Leben, seiner Arbeit und seinem Verhältnis zur Natur. Obwohl seine Welt uns fremd war, fühlten wir uns verbunden. Es war bewegend zu hören, wie diese Menschen mit so wenigen Mitteln so viel Positives aus ihrem Leben ziehen – und wie sie stets mit der Natur leben. Denn, wie Vicente mehrfach betonte: Ohne die Natur gibt es kein Leben.

Mit diesen nachhallenden Worten wurden wir von deren Familie zum traditionellem Essen eingeladen - der Abschluss diesen wundervollen Tages und unserer Kakaotour. Es gab ein Mix aus heimischen Wurzeln, etwas Bambusartiges und Tortillas. Dazu gab es so etwas wie Hafermilch. Es war köstlich und schmeckte wie nichts was wir je zuvor gegessen haben.

Dieser besondere Tag wird uns lange in Erinnerung bleiben und wir freuen uns wenn wir ein Teil dieser Energie und des Lebens, durch unseren Kakao als Übermittler, nach Deutschland bringen dürfen.

Wir verbachten noch zwei weitere Nächte auf der Ecolodge, tranken den wunderbaren Kakao, machten Yoga auf der Dachterrasse, erfreuten uns dem Lachen von Jessica und Azú, lernten Kenzie besser kennen und aßen wunderbar und waren einfach ein Teil der Natur.

Wir freuen uns auf die anstehende Zusammenarbeit und spannende Projekte mit der Community aus Guatemala und wissen, dass jeder Cent, den wir investieren in ein Herzensprojekt und liebevolle Familien geht, die ihr Land schützen und ehren.

Im nächsten Blog erfährst du noch mehr über das Land Guatemala und wie wir noch tiefer in die Kultur eintauchten durften.

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